Make love, not loud: Ganz Ohr unterstützt BARMER

Unter dem MottoMake love, not loud präsentiert die BARMER Krankenkasse, in Zusammenarbeit mit Mimi und den beiden Autoren von Ganz Ohr, ein interaktives Musikvideo. Die Zuschauer können beim Betrachten eine von vier Lautstärken wählen und live verfolgen, was dabei im Ohr geschieht.

Im Video handelt es sich allerdings nicht um ein echtes Ohr, sondern um ein plüschiges Wohnzimmer im 70er-Jahre-Stil. Für den coolen Look ist Regisseur Lars Timmermann verantwortlich, der zuletzt mit dem Video Zusammen von den Fantastischen Vier feat. Clueso für Furore gesorgt hat.

Auch wenn der Spaß hier nicht zu kurz kommt, ist der Hintergrund des Videos durchaus ernst. Kopfhörer gehören bei vielen Teenagern zum Alltag und werden oft zu laut eingestellt. Warum dies so ist, verrät der Blog-Beitrag Droge Musik: Warum wir zu laut aufdrehen.

Unter dem interaktiven Video wird beschrieben, was es mit den einzelnen Lautstärken auf sich hat und ab wann es für unser Gehör gefährlich wird. Für diese Texte wurden die Autoren von Ganz Ohr als Hörexperten hinzu gezogen. „Aufklärung über die Risiken von Lärm im Allgemeinen, auch von zu lauter Musik, liegt uns besonders am Herzen“, sagt Buchautor Thomas Sünder. „Ich selbst habe als Teenager im Umgang mit meinem Gehör viel falsch gemacht und wir möchten junge Menschen davor schützen, dieselben Fehler zu begehen.“ Co-Autor Dr. Andreas Borta ergänzt: „Sind unsere Ohren erst einmal geschädigt, gibt es keine Heilung. Insofern ist es wichtig, bereits in jungen Jahren das Gehör zu schützen.“

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1 von 30 Kindern leidet unter Tinnitus: Harriet Smith im Interview (Video)

Je älter wir werden, desto höher ist das Risiko, Tinnitus zu bekommen: bleibende Ohrgeräusche, die nur der Betroffene hört und die extrem belastend sein können. Doch die wenigsten wissen, dass bereits viele Kinder under Tinnitus leiden – oft ohne es zu wissen! Wie Eltern ihre Kinder schützen können und warum dieses Thema besonderes Einfühlungsvermögen verlangt, erfahren wir im Gespräch mit Harriet Smith vom Nottingham Biomedical Research Centre (Englisch mit deutschen Untertiteln). In bester Auflösung zu sehen direkt auf unserem YouTube-Kanal.

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Droge Musik: Warum wir zu laut aufdrehen

Droge Musik: Warum wir zu laut aufdrehen

Was haben Rock-Konzerte, Techno-Clubs und Schlager-Diskotheken gemeinsam? So unterschiedlich die Musik auch sein mag, sie wird mit hoher Lautstärke auf die Ohren der Fans abgefeuert. Häufig liegt der Schalldruck bei über 100 Dezibel, wo bereits wenige Minuten ohne Gehörschutz bleibende Schäden auslösen können, von Tinnitus über Schwerhörigkeit, bis hin zu Gleichgewichtsproblemen.

Wem das nicht reicht, der kann in der Bahn oder dem Bus seinen MP3-Player mit Kopfhörern auf 103 Dezibel richtig aufdrehen. Oder die Musikanlage im Auto. So ruinieren sich viele junge Menschen nach und nach das Gehör, denn immer mehr versteckte Schäden sammeln sich im Laufe der Zeit. Wenn die Schwerhörigkeit erst einmal bemerkt wird, oder der Tinnitus Tag und Nacht in den Ohren pfeift, ist es zu spät.

Doch warum drehen wir eigentlich so laut auf? Worin besteht der besondere Kick von lauter Musik? Die Antwort hierauf ist im Belohnungszentrum unseres Gehirns zu suchen. Je nach Musikgeschmack, werden beim Hören bestimmter Songs Botenstoffe ausgeschüttet, die Glücksgefühle auslösen, oder andere, die traurig oder aggressiv machen. Dadurch kann Musik unsere Stimmung unmittelbar beeinflussen. Die Wirkung geht so weit, dass sogar Schmerzlinderung durch Musik klinisch nachweisbar ist. Eigentlich ist Musik eine Droge ohne Nebenwirkungen – es sei denn, wir hören zu laut!

Natürlich hören wir bevorzugt diejenige Musik laut, die uns besonders gefällt. Mehr noch: wie gut uns ein Lied gefällt, beeinflusst sogar unsere vermeintlich objektive Wahrnehmung von Lautstärke! In einem Experiment hat man jeweils zwanzig Rock-Fans und solche Personen, die Rock nicht mochten, kurze Musikschnipsel unterschiedlicher Art und Lautstärke vorgespielt. Die Aufgabe bestand darin, die Lautstärke der einzelnen Klangfolgen auf dieselbe Stärke einzustellen. Tatsächlich regelten die Rock-Fans Passagen aus Rock-Titeln lauter, als die restlichen Studienteilnehmer. Daraus lässt sich schließen, dass sie diese Musik als weniger laut empfanden, als Menschen, die einen anderen Musikgeschmack haben.

Dass wir Musik aufdrehen, die uns gefällt, liegt also daran, dass dadurch besonders viele Glückshormone in unserem Gehirn freigesetzt werden und diese verändern auch unser Lautstärkeempfinden. Wir werden sozusagen für das laute Aufdrehen der Musik unmittelbar belohnt mit Wohlbefinden. Eine US-amerikanische Studie belegt: Daraus kann ein Verhalten resultieren, das dem von Drogenabhängigen ähnelt. Zwei Parallelen zwischen der „Droge Musik“ und beispielsweise Alkohol sind besonders deutlich. Zum einen das Verlangen, den Drogen- oder Musik-Kick zu verstärken und zu wiederholen. Hören wir einen Song leise im Hintergrund im Radio, der uns besonders anspricht, ist der erste Impuls, den Kick zu erhöhen, indem wir lauter drehen. In der Folge wollen wir denselben Song gerne wieder hören.

Eine weitere Parallele zur Sucht nach Drogen ist das Ausschalten der Vernunft beim Konsum. Langfristige Ziele, wie gesund zu bleiben und möglichst alt zu werden, treten in den Hintergrund. Mag ein Trinker wissen, dass er seine Leber schädigt und seine Lebenserwartung verkürzt – dennoch ist der augenblickliche Drang größer, sich dem Rausch hinzugeben. Genauso verhält es sich mit der lauten Musik auf Konzerten und in Clubs: Viele Menschen wissen, dass sie damit ihr Gehör schädigen können, und dennoch wollen sie die Musik möglichst intensiv fühlen. Dazu trägt auch die Stimulation des Gleichgewichtsorgans in den Ohren durch die Bässe der großen Lautsprecher bei.

Ich kann davon ein Lied singen, war ich doch selbst jahrelang Musik-Junkie. Tinnitus als bleibendes Warnsignal konnte mich nicht davon abhalten. Erst als mein Gehör auf einer Seite endgültig ruiniert war, konnte ich einen vernünftigen Umgang mit der Droge Musik finden. Ich hoffe, dies möge dem ein oder anderen Leser erspart bleiben. Denn der Ausweg ist ganz einfach: Wenn Sie ein Konzert oder einen Club besuchen, tragen Sie einen Gehörschutz. Es gibt viele Varianten von Ohrstöpseln, die man bequem mitführen kann. Gönnen Sie Ihren Ohren immer wieder Pausen und verlassen sie für einige Zeit die lauten Bereiche, denn der Schall dringt trotz Gehörschutz auch über die Schädelknochen ein. Wenn Sie selbst als Musiker auf der Bühne stehen, nutzen Sie ein professionelles In-Ear Monitoring System. Und im alltäglichen Einsatz von MP3-Playern und Co, denken Sie bitte daran: Ein Lautstärkeregler muss nicht bis zum Anschlag aufgedreht werden. Wie jede Sucht, ist das letztlich eine durch unser Verhalten erworbene Angewohnheit. Und Gewohnheiten kann man ändern – beim Musik-Konsum vermutlich leichter, als bei anderen Drogen.

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Literaturverzeichnis

Florentine, M., Hunter, W., Robinson, M., Ballou, M., & Bus, S. (1998). On the Behavioral Characeristics of Loud-Music Listening. Ear & Hearing, 19, S. 420-428.

Fucci, D., Harris, D., Petrosino, L., & Banks, M. (1. Dezember 1993). Effect of Preference for Rock Music on Magnitude-Production Scaling Behavior in Young Adults: A Validation. Perceptual and Motor Skills, S. 811-815, https://doi.org/10.2466/pms.1993.77.3.811.

Kern, J. H. (2013). Emotionale Wirkungen lauter Bassklänge in der Popularmusik: Vestibularsystemanregung über Knochen- oder Luftschall? Masterthesis. Technische Universität Berlin.

Lim, P., & Locsin, R. (2006). Music as nursing intervention for pain in five Asian countries. International Nursing Review, 53, S. 189-196, doi:10.1111/j.1466-7657.2006.00480.x.

Salimpoor, V. N., Zald, H. H., Zatorre, R. J., Dagher, A., & McIntosh, A. R. (19. Dezember 2014). Predictions and the brain: how musical sounds become rewarding. Trends in Cognitive Sciences, S. 86-91, doi: 10.1016/j.tics.2014.12.001.

Whipple, B., & Glynn, N. J. (1992). Quantification of the effects of listening to music as a noninvasive method of pain control. Scholary Inquiry for Nursing Practice: An International Journal, 6, S. 43-58.

Ganz Ohr: Das Wunder des Hörens entdecken

Ganz Ohr: Das Wunder des Hörens entdecken

Zwölf Jahre lang habe ich von meinen Ohren gelebt: als DJ und Musikproduzent waren sie mein wichtigstes Sinnesorgan. Ich wusste alles darüber, wie man den Klang von Musik technisch optimiert. Doch was wusste ich eigentlich über meine Ohren und darüber, was sie Tag für Tag, Nacht für Nacht leisteten? So gut wie nichts!

Erst als ein Hörsturz meinem linken Ohr 70 Prozent seiner Hörfähigkeit raubte, begann ich mir Gedanken darüber zu machen. Plötzlich war ich einer der 466 Millionen Menschen weltweit, die schwerhörig sind. Zwar konnte mein gesundes Ohr sehr viel ausgleichen, doch es war das Ende meiner Tätigkeit als Musiker und Produzent. Im Alltag fühlte ich mich chronisch erschöpft. Erst später lernte ich, dass die Müdigkeit mein Begleiter war, weil das Gehirn den ungleichen Höreindruck verarbeiten musste. Es war mir neu, dass wir mit dem Gehirn hören, nicht mit den Ohren.

Ein Hörgerät half mir und als DJ machte ich weiter. Dank der Veröffentlichung meines ersten Buchs, einem Hochzeitsratgeber mit dem Titel Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen, war ich auf der Höhe des Erfolgs und über anderthalb Jahre im Voraus ausgebucht. Aufhören? Undenkbar. Auch mein Tinnitus hielt mich nicht davon ab. Die Ohrgeräusche in Form hohen Pfeifens begleiten mich schon seit den lauten Techno-Partys in meiner Jugend. Ich war daran gewöhnt: Stille bedeutet für mich Pfeifen.

Ich hatte beim Auflegen schon immer professionellen Gehörschutz getragen und hielt meine Ohren für ausreichend abgeschirmt. Heute weiß ich: Bässe wirken trotzdem über die Schädelknochen auf das Innenohr, und nachts sind die dortigen Nervenzellen aufgrund biologischer Prozesse anfälliger als tagsüber. Letztlich war es allerdings nicht mein Gehör, das mich im wahrsten Sinne des Wortes zusammenbrechen ließ, sondern mein Gleichgewichtsorgan. Es ist direkt mit dem Hörorgan verbunden.

Der letzte Auftritt meines Lebens brachte mich mit einer schweren Schwindelattacke direkt vom DJ-Pult ins Krankenhaus. Morbus Menière lautete die Diagnose: eine angeblich unheilbare Erkrankung. Das war es also, dachte ich. Endgültig Schluss mit der Musik. Der Lebenstraum dahin. Und was jetzt?

Ich befasste mich intensiv mit Forschung rund ums Gehör, um besser zu verstehen, was mit mir passierte. Ich wollte wissen, wie das Hören entstanden ist und wie es funktioniert, wie wir Sprache verstehen, wie Musik in uns wirkt – einfach alles. Ich las jedes Buch und jede wissenschaftliche Arbeit, die ich in die Finger bekam. Mein Freund und wissenschaftlicher Weggefährte, Dr. Andreas Borta, half mir dabei und nahm mich mit zu Fachkongressen. Ich erkannte, dass Hören ein Wunder ist und je mehr ich darüber erfuhr, desto mehr staunte ich. In mir wuchs der Wunsch, dieses Wunder auf allgemeinverständliche Weise mit möglichst vielen Menschen zu teilen. Ich bin fest überzeugt, dass Sie, liebe Leser, die Welt mit anderen Ohren hören werden, wenn Sie das Hören selbst wirklich verstehen. Und dass auch Sie erkennen werden, wie einmalig und wertvoll das Geschenk des Hörens ist. So wertvoll, dass wir alles tun sollten, um es zu bewahren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele Momente des Staunens und wertvolle Tipps mit diesem Blog und meinem YouTube-Kanal. Aktuelle Beiträge rund ums Hören finden Sie auch auf meinem Twitter-Kanal.

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